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Senseless - Der Sinne beraubt (FFF 08)
 
Senseless - Der Sinne beraubt (FFF 08)
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Sidschei
Erstellt am Fri, 28 November 2008, 18:36


King of Bollywood alias MacGyver-Sid alias Bill Murray von MBL


Gruppe: Admin
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Mitglied seit: 27.04.2003



Senseless - Der Sinne beraubt
(Senseless)

Trailer

GB, USA 2006

Regie: Simon Hynd
mit: Jason Behr, Emma Catherwood, Sean O'Kane, Toby Marlow, Joe Ferrara, Jacques Kerr, Helen Mallon

FSK: 18
Laufzeit: 88 Min.

Genre: Kammerspiel, Horror, Thriller

Sprachen: DD5.1 Deutsch, DD2.0 Englisch
Bildformat: Widescreen
Extras: -

Verleih: erhaeltlich (04.11.2008)
Verkauf: erhaeltlich (22.01.2009)

Schmerzhafter Sinnesentzug

Eigentlich wollte ich den Film schon im FantasyFilmFest anschauen, da sich die offizielle Beschreibung des FFF-Heftes wirklich gelungen und vor allem aussergewoehnlich anhoerte. Doch: Welcher Film hoert sich in den jeweiligen Beschreibungen der FFF-Offiziellen nicht gelungen und aussergewoehnlich an. Ginge es danach, gaebe es auf dem FFF nicht einen schlechten Film. zwinker.gif

Die Tatsache jedoch, dass der Film in der letzten Vorstellung um 23:45 Uhr lief und dass die Resonanzen die mir zu Ohren kamen nicht so begeistert waren liesen mich dann jedoch zu dem Schluss kommen, den Film nicht im FFF zu sehen und meine Kraefte fuer den naechsten Tag zu sparen. Tja... nachdem ich ihn nun gesehen habe kann ich nur sagen: Schade sad.gif Denn das war genau so ein Film, wie ich ihn auf dem FFF erwarte! Quasi eine kleine Perle, die man ob der Aussergewoehnlichkeit in allen Belangen selten zu sehen bekommt.

Doch fangen wir von vorne an. zwinker.gif Eigentlich ist es fast schon frech, eine Kritik mit einem Satz einzuleiten, der relativ spaet am Ende des Filmes faellt. Doch auch ich werde es, wie die FFF-Schreiberlinge und auch das Poster, genauso machen, da der Satz schlichtweg irgendwie genau das zu uebertragen versteht, was der Film vermittelt.

Ein Auge zu entfernen, ist einfach: Man braucht nur einen beherzten Mann und einen Teelöffel.

Inhalt:
Und dieser Satz beschreibt so ungefaehr den Wahnsinn des sinnlosen Martyriums, den der nach Europa gereiste Elliot (ueberzeugend: Jason Behr) durchleben muss. Er erwacht in einem einem weißen, fensterlosen Raum als Geisel. Hat keine Ahnung wo er ist. Hat keine Ahnung, warum er es ist. Doch bald erfaehrt der Geschaeftsmann, dass er exemplarisch für die ignorante Weltpolitik der USA büßen soll. Er soll fuehlen wie es ist, wenn mein keine Sinnesorgane mehr besitzt. Ein Handeln, welches seine Entfuehrer seiner Regierung anlasten.

Doch damit noch nicht genug des sinnlosen Wahnsinns, der ueber Elliot ergeht: Nebenbei wird er als Schmankerl von seinen Peinigern per Online-Stream ins WWW uebertragen. Und genau diese User, die vor dem heimischen Bildschirm Elliots Qualen live verfolgen wird die Macht gegeben, sich zu entscheiden: Per Geldspende koennen sie ein Votum abgeben um ihn entweder zu befreien oder zu Bestrafen. Die sensationsgierige Onlinewelt entscheidet also letztendlich ueber sein Wohlbefinden... und sorgen dafuer, dass den Peinigern das Geld in die Tasche unmengenartig fliesst...

Kritik:
Als ich den Film so da, musste ich irgendwie zumindest derzeit schon Schlucken, wenn man bedenkt, dass ein Selbstmord per Video-Stream erst vor kurzem live in die Weiten des WWW uebertragen wurde und der Selbstmörder dabei von einigen der teilnehmenden Zuseher angeblich noch zu seiner Tat angestachelt wurde. (Link

OK, zugegeben. Ein direkter Vergleich ist da natuerlich weit hergeholt, aber dennoch erinnerte mich der Film eben an die Abartigkeiten, die sich durch das Medium Internet so ergeben. Doch nun zurueck zum Film. zwinker.gif

Wer bei den bisherigen, geschriebenen Worten nun allerdings den Eindruck bekommen hat, bei "Senseless" koennte es sich um einen neuen Vertreter der "Saw"-Gattung handeln, der sei sofort und vorweg gewarnt. Dem ist naemlich nicht so. Hier spritzt nicht auf unerdenklich brutale Art und Weise das Blut aus dem Koerper und auch die Foltermethoden werden nicht explizit im Bild gezeigt. Ganz im Gegenteil: Vielmehr obliegt es der Vorstellungskraft des Betrachters, den zugefuegten Schmerz sowohl in Bild als auch in Auswirkung zu "fuehlen" und "spueren". Und das ist auch gut so!

Denn damit erreicht der Film in meinen Augen eine wesentlich groessere Authentizitaet fuer den eigentlichen Inhalt und lenkt mit expliziter Gewaltdarstellung nicht von dem ab, was er eigentlich vermitteln moechte: Und das ist im wahrsten Sinne die Sinnlosigkeit. Die Sinnlosigkeit, die hier praktiziert wird. Die Sinnlosigkeit, die hier begruendet praktiziert wird, die dadurch aber nicht sinnvoller wird. Und das ist - in meinen Augen - die definitive Staerke des Filmes.

Er kann es schaffen, die eigene Bereitschaft dafuer vorausgesetzt, dass man sich mit seinem eigentlichen Inhalt beschaeftigt. Kann man sich auf den grundsaetzlich eher ruhigen und fast schon besonnenen Film einlassen, greift der Schmerz den "Senseless" durch seine nicht-gezeigten Handlungen aufzuzeigen versteht noch viel tiefer, da er sich inmitten der Ueberlegungen ueber Sinn und Unsinn des Ganzen beim Betrachter zu bohren versteht. Phasenweise so tief bei mir zu bohren verstand, dass ich zwanghaft bei einzelnen Szenen schon wegschauen wollte; obwohl ich wusste, dass es letzten Endes Nichts zu sehen geben wird. "Senseless" greift im Kopf des Sehers ein und an. Oder eben auch nicht.

Um diesen 'Zustand' zu erreichen, muss man sich auf "Senseless" selbstredend einlassen koennen. Denn er ist definitiv weder mainstream noch hochglanzmaessig produziert. "Senseless" ist ein kleiner Film. Ein kleiner, sehr schmutzig und schmerzhaft inszenierter Film, der letzten Endes fast schon als Kammerspiel bezeichnet werden muss. Bedenkt man, dass im Film ausser den stilistisch funktionierenden, da zusaetzlich sinnesentraubenden weissen Waenden optisch nahezu nichts weiter geboten wird und letzten Endes nur eine Person den Film am Leben erhaelt... wohl die passenste Bezeichnung fuer dieses verstoerte Filmwerk, welches auch dann nur zu funktionieren versteht, wenn man die ausschlaggebenden, politischen Intentionen hinter dem Film als ausloesenden Punkt fuer das Alles akzeptieren kann.

Stimmungsmaessig versteht sich "Senseless" gekonnt durch kurze Rueckblenden des Hauptdarstellers zu vertiefen. Dadurch wird der Charakter des Elliot tiefgruendiger und die sich immer mehr stellende Frage nach Schuld und Unschuld, sowie seine eigenen Erkenntnisse ueber die Fehler und Erlebnisse seiner Vergangenheit, lassen "Senseless" definitiv mehr werden, als ein reines Folterritual in langweilig erscheinenden Bildern. Vielmehr versteht gerade durch diesen Strang "Senseless" noch mehr zu ueberzeugen, vermittelt er phasenweise sowohl dem Zuseher als auch seinem Hauptdarsteller das Gefuehl, durch kleine Fehler der Vergangenheit oder grosse Fehler der Gegenwart wirklich schuldig zu sein und das Martyrum verdient zu haben. Die an sich klar definierten Grenzen verschmelzen hier zwischen den Ansichten. Dadurch versteht "Senseless" irgendwie - im Kopf - noch perverser zu werden und sie Gewichtungen massiv zu verschieben. Hat Elliot eventuell zumindest Teile seiner Erlebnisse vielleicht doch verdient? Eigentlich ist die Antwort klar... oder?

Der offizielle Text schreibt:
Zitat (Doppelklick zum übernehmen)
und sucht andererseits nach dem Sinn des Ganzen: Was hat er in seinem Leben falsch gemacht? Warum ausgerechnet er?!
und das trifft die Sache die ich meine, aber nur schwer beschreiben kann, sehr gut!


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Fazit:
"Senseless" erinnerte mich ein wenig an den letztjaehrigen "Bug", der ebenfalls durch sein einfaches Kammerspiel und Ablauf in nur einem einzigen Raum letzten Endes eine gewaltige Geschichte zu erzwaehlen verstand. Die Grenzen bei "Senseless" sind nicht so weit offen, wie bei "Bug". Aber Grundlage fuer einen gewissen Diskussionsstoff ueber den Film verstehen sie definitiv zu bieten, allein schon durch die Stoerungen, die "Senseless" in der eigenen Wahrnehmung des Filmes erzeugen kann.

Menschen, die keinen Sinn fuer aussergewoehnliche Filme in sich tragen, brauchen sich "Senseless" definitiv nicht anschauen! Denn er wird ihre Erwartungen in keinster Art und Weise erfuellen und laesst sie genau in die Falle treten, die der Film meiner Meinung nach absichtlich zu stellen versteht: Was soll der Ganze quatsch? An den Haaren herbeigezogene Handlung. Billig. Nur weisse Raeume. Schrott. Verstaendliche Aussagen, die allerdings in meinen Augen nur dann getroffen werden, wenn man sich eben nicht auf den Film einlassen kann. Kann man dies, findet man in der ueberwiegend politischen Begruendung und der daraus resultierenden, wirklich sinnlosen Gewalt genau den Grund, der die vermeindliche Sinnlosigkeit zu bieten versteht.

Zitat (Doppelklick zum übernehmen)
Basierend auf dem gleichnamigen Bestseller von Stona Fitch widmet sich Simon Hynds Spielfilmdebüt der Frage, inwieweit der Einzelne für die (Un)Taten seines Landes Verantwortung trägt. Und verschmilzt einen knallharten Politthriller über Kommerz und Extremismus formvollendet mit hundsgemeinem Horror.


...schreibt das Programmheft noch. Betrachtet man den gundsgemeinen Horror in Form des gefuehlten Horrors, kann ich diese Passage so stehen lassen. Sinnlosogkeit hatte selten so viel (tiefgruendigen) Sinn. Versteht man dies, versteht man "Senseless".

Ich war extrem positiv ueberrascht und verleihe diesem, wie ich finde kleinem Meisterwerk, satte 7/10 Punkte. Wegen genau solch aussergewoehnlicher Filme, die nicht die breite Masse anzusprechen verstehen, bin ich regelmaessiger Besucher des FFF! respect.gif

PS: Dass bei der Wahl des deutschen Filmplakates viele "flasche Interessenten" auf den Film aufmerksam werden, ist letzten Endes mal wieder klar. Denn das suggeriert ganz klar einen Film, den "Senseless" nicht zu bieten hat.




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