Vorwort: Hier folgen nun die 9 Kritiken aller Filme der FantasyFilmFest Nights des Jahres 2009. Beziehungsweise: Hier ist die erste Kritik von noch insgesamt 9.
Erwartungen hatte ich an sich an keinen der Filme, da ich ueber die meisten Filme im Vorfeld auch keinerlei Erkundungen eingeholt habe. Klar bin ich schnell ueber die Inhaltsangabe und sonstige Infos drueber - schliesslich muss man ja in Erfahrung bringen ob einen die Filme generell interessieren und man die Dauerkarte ueberhaupt haben will - aber abgesehen von "My Bloody Valentine 3D" und "Book of Blood" waren es alles Filme, die mir weder gross was sagten noch irgendeine bekannt waren. Dementsprechend war zwar das Interesse am Film mit dem schnellen Ueberblicken vorhanden, aber eben nicht mehr.
Aber ich muss doch zugeben, dass ich mich auf die 2 langen Filmtage freute. Denn alle Filme machten einen recht interessanten Eindruck, so dass ich mich in voller Vorfreude in den ersten Film - "Deadgirl" - stuertze.
Inhalt und Kritik: Schwer ueber diesen Film irgendwie was zu sagen, ohne auch was zu verraten. Da jedoch schon sowohl der Titel als auch die kleinste Inhaltsangabe natuerlich letzten Endes vieles verraten, muss ich mich nicht ganz so zurueckhalten.
Die zwischenzeitlich wohl bekanntermassen oftmals nicht ins schwarze treffende Beschreibung zu "Deadgirl" der FFF-Macher beinhaltet folgende Aussage:
Zitat (Doppelklick zum übernehmen)
Was als Horrorfilm beginnt, als Komödie endet und dennoch konstant den brechreizauslösenden Ekelfaktor oben hält,
, deren Wahrheitsgehalt zwar stimmt, aber irgendwie eben doch nicht.
Es beginnt, wie es oftmals beginnt: Die beiden Teenager JT und Ricky führen ein richtiges Loser-Leben: Keinen Bock auf Schule und viel mehr Lust auf Sex, Drugs & Rock'n'Roll. Oder, um es in deren gelebten Tatsachen zu beschreiben: Saufen, Rauchen, und - mangels Angebot williger Damen - nicht Ficken. Also haengen sie mit Vorliebe in einem alten, verlassenen Krankenhaus ab, wo sie sich das Bier reinkippen, anarchistische Musik hoeren und ihrem Zerstoerungstrieb auch durchaus mal freien Lauf lassen koennen.
Und schon in diesen einleitenden Szenen wird klar: Hier handelt es sich um einen kleinen Film, dessen optische Bildgewalt bei Weitem nicht mit der gelungenen, musikalischen Untermalung Paroli bieten kann und welches einige... einige viele Laengen haben wird. Wohl ein klarer und oft gesehener Fall von: Wir haben zwar eine tolle Grundidee, aber eigentlich reicht diese ueberhaupt nicht aus um einen 90 minuetigen Film damit zu fuellen. Also, was tun wir? Ja, genau, wir ziehen ihn erstmal gediegen und hoffentlich unauffaellig in die Laenge und bereichern die ganzen Geschehnisse mit unausgegorenem wie phasenweise nutzlosem Gequatsche.
Wir suchen also noch vergeblich den Horrorfilm, mit dem "Deadgirl" angeblich beginnt und muessen auch recht bald erkennen, dass die genannte Reihenfolge so wohl nicht eingehalten wird, entwickelt sich dieses in seinem Grundsatz der Idee durch und durch interessante Werk immer mehr zur verkommenen Teenager-Komödie, was vor allem im nun folgenden Verlauf sich immer mehr genau dahin zu definieren weiss.
Denn bei Ihrem Streifgang durch die Gaenge des verlassenen Krankenhauses finden JT und Ricky im Kellergewoelbe nun etwas, mit dem sie nicht gerechnet haetten: Hinter einer verschlossenen Tuer stossen sie auf ein Zimmer, in dem nicht nur eine verlassene Liege steht. Nein. Auf dieser Liege liegt auch noch eine Frau. Offensichtlich nicht mehr ganz taufrisch, verwunderlicherweise an Haenden und Fuessen an die Liege gefesselt fristet sie ihr leicht verwesest, definitiv sexuell abstossendes wie noch in Plastikhuellen gewickeltes Leben dort unten in dem Raum, definitiv nicht darauf wartend von sabbernden und sexuell ausgehungerten Teenagern aufgefunden zu werden.
Was sich nun in eine ernsthafte Auseinandersetzung ueber Trieb und Moral entwickeln koennte, nimmt seinen filmischen Lauf nun aber leider weiter zur Groteske und entwickelt sich erstmal zu einer weiterfuehrenden Komödie mit leichtem Horroreinschlag im Grunde seiner halbtoten Idee. In bester "Die Nacht der lebenden Loser"- oder auch phasenweise "Die Killerhand"-Manier ist JT von diesem ganz offensichtlich nicht totzubringenden Fund hellauf begeistert und beschliesst kurzerhand, die 3 wichtigsten Dinge in seinem Leben zu komplettieren. Von nun an hat er Saufen, Rauchen und Ficken. Auch wenn nicht gerade mit einer willigen, so aber mit einer sich nicht wehren koennenden Dame.
Das Problem des Filmes ist unter anderem der nun entstehende Konflikt zwischen den Teenagern, dem er nicht gerecht werden kann. Denn "Deadgirl" will keine Teenie-Horror-Komödie im Stil der eben oben genannten Beiden Filme sein, sondern versucht krampfhaft auch eine soziale Komponente einzubringen. Doch die nun zu sehenden Szenen koennen dies nicht erfuellen und auch ob des schon genannten Mangels an inhaltlicher Staerke fuer 90 Minuten Film werden wir mit sich wiederholenden und flachen Streitgespraechen ebenso konfrontiert, wie endlosen Gaengen durch die leeren Hallen des Krankenhauses und sich nun steigernder krotesker Floskeln an nicht zuendender Komik und des brechreizausloesenden Ekelfaktors.
Nun, ja, letzterer mag in der Tat vorhanden sein. Versteht seine Ekelhaftigkeit aber ob der filmischen Praesentation definitiv nicht zu zuenden. Der Humor passt einfach nicht ins Umfeld, die weiteren Entwicklungen der zunehmenden Anzahl sexhungriger Teenager ist an sich der einzige Ekelfaktor des Filmes und laesst damit die Freude am Film mehr und mehr sinken, der es weder versteht eine gewisse Ernsthaftigkeit zu vermitteln oder gar das Thema auf kroteske Art und Weise zu Humorisieren.
Nun, der Film versagt dabei auf beiden Attributen und wirft sein drittes Merkmal zum annaehernden Ende in den Raum: Den Horror. Nach all dem bisher nicht wirklich zuenden wollenden Ereignissen erinnern sich die Macher an alte Spektakel-Filme und werfen noch eine an die Zombie-Streifen erinnernde Komponente in die filmische Entwicklung. Und ja: Diese koennte durchaus lustig sein, diese koennte dem Film durchaus eine gewisse Wuerze verleihen, wenn man zu diesem Zeitpunkt nicht schon im Sumpf der Unentschlossenheit des Filmes gegen die anhaltende Langeweile kaempfen muesste und den Film in allen Belangen seines Daseins nicht mehr ernstnehmen kann und will.
Und so geschieht, was geschehen muss: Als der Film sein dann doch recht konsequentes Ende zu erreichen versteht laesst er nicht nur einige Fragen offen und der angedeudete, moralische Part des Filmes kann ob des bisher dargebotenen Murks definitiv nicht mehr zuenden oder gar zum nachdenken ueber den Film anregen.
Fazit: Die oben zitierte Reihenfolge des Filmes ist also definitiv falsch. Aber letzten Endes macht das bei "Deadgirl" auch nicht mehr viel aus. Der Film hat eine starke Idee, die sich bei konsequenter Konzentration auf einen Filmstil haette bestens funktionieren koennen. Doch "Deadgirl" weiss nicht, was er sein will: Sozialdrama? Komödie? Horror? Klamauk? Kroteske? Und da man sich offensichtlich nicht entscheiden konnte hat man einfach alle Komponenten in einen Topf geworfen und dabei einen Film geschaffen, der weder seinem Inhalt gerecht wird noch ein filmisches Sehvergnuegen in den viel zu langen 101 Minuten vermitteln koennte.
Wirklich schade. Sehr schade. Aber "Deadgirl" war nichts. Im Rahmen der Festivalstimmung kann "Deadgirl" noch auf eine gewisse Art und Weise ueberzeugen und - vergleichbar mit dem deutlich besseren "Blood Car" - eine gewisse Faszination ausloesen, die beim alleinigen Anschauen des krotesken Filmwerkes im heimischen DVD-Player definitiv ebenfalls verloren gehen wird.
Die doch recht hohen Erwartungen an die FFF-Nights konnte der Streifen bei nahezu keinem Erfuellen. Und auch bei der Aussage, dass das folgende Programm nur besser werden koennen waren sich die meisten der anwesenden Besucher einig. Nun... da wussten wir auch noch nicht, was die folgenden acht Filme uns bringen wuerden. Und auch nicht zu letzt wegen dieser Tatsache hat man am Ende der 2 Tage diesen erst als durch und durch als im Gesamturteil eher schlecht empfundenen Film in seiner Gunst wieder aufgewertet.
So passiert es, dass "Deadgirl" am Ende von mir doch noch 3/10 Punkte erreichen kann. Dies aber wirklich nur, weil das Grundthema interessant, der Film eben doch ein wenig anders war, noch viel schlimmeres folgen sollte und die Festival-Umgebung ihr restliches dazu tat. Unter normalen Umstaenden...
Offizielle Beschreibung des FFF:
Spoiler:
Die beiden Teenager JT und Ricky leben ein gähnend unspektakuläres Highschool-Leben. Als Zeitvertreib nach dem Unterricht dient ein altes, verlassenes Krankenhaus außerhalb der Stadt. Hier gibt es eine Menge zu sehen – insbesondere das dunkle Kellergemäuer hat es den halbstarken Losern angetan. Doch die Entdeckung, die sie dort eines Tages machen ist, gelinde gesagt, ganz schön abgefahren – und gleichzeitig nur der Anfang einer ziemlich perversen Freakshow: Was sie hinter einer schwer verriegelten Tür finden, ist nicht mehr ganz lebendig, aber auch alles andere als tot. Konkret handelt es sich um die in Plastik gewickelte und gefesselte „Leiche“ eines hübschen Mädchens, das sich wohl einfach nicht mit seinem Schicksal, tot zu sein, zufrieden geben mag. JT macht das (in seinen Augen) Sinnvollste aus der Situation: er beschließt, sich die leicht verweste Schönheit als Sexsklavin zu halten. Immerhin hat er in der schönen Unbekannten jetzt seine very-own und allzeit bereite Partnerin. Seinem sensibleren Buddy Ricky wird bei der Sache jedoch schnell mulmig zu Mute. Schließlich hat er auch ein Auge auf seine unerreichbare aber quicklebendige Mitschülerin JoAnn geworfen und wenig Lust, seine Gefühle in einen halbtoten Körper zu stecken. Als das kleine Geheimnis allerdings in der Schule die Runde macht, gerät Miss Slave außer Kontrolle. Was als Horrorfilm beginnt, als Komödie endet und dennoch konstant den brechreizauslösenden Ekelfaktor oben hält, kann eigentlich nur das sein, was DEADGIRL ist: ein Coming-of-age Film. Na gut. Wir geben es zu ...der etwas anderen Art.
Geschrieben von: GreatWhite am Mon, 25 May 2009, 14:37
Ab 11 Juni im Verleih und circa 6 Wochen später im Verkauf :