Mein Gott... an diesem Dienstag macht es einem das FFF zumindest mit den Filmkritiken nicht sehr einfach. Erst der auf mich seltsam wirkende "Edmond", dann der irgendwie erschreckende "Exte" und nun... "Hallam Foe".
http://www.mblnews.de/movie/pics/rev7/Hallam-Foe_19.jpg Jamie Bell ist "Hallam Foe"
http://www.mblnews.de/movie/pics/rev7/Hallam-Foe_20.jpg Vater & Stiefmutter
http://www.mblnews.de/movie/pics/rev7/Hallam-Foe_22.jpg Seine grosse Liebe?!?
"Hallam Foe" ist... ein ganz normaler Jugendlicher, der eben nicht so ganz normal ist! Vor allem der Tot seiner Mutter hat ihn schwer aus der Bahn geworfen und er verdaechtigt seine neue Stiefmutter, an deren Ableben nicht ganz unschuldig zu sein - sehr zum Misfallen des Vaters, der die ewigen Sticheleien und Anschuldigungen seines Juniors langsam aber sicher satt hat.
Doch dies ist nur die Rahmengeschichte, die uns das verkorkste und verstoerte Seelenleben naeher beschreiben soll. Denn zum wirklichen Problem fuer Hallam entwickelt sich sein 'Hobby', welches er mit Fernglas zuerst nur aus seinem Baumhaus heraus praktiziert: Spannen! Und so fuehrt dieses Hobby mit einigen (dramatischen) Verwicklungen dazu, dass der sich kindisch verhaltende, eigentlich gar nicht mehr so kleine Hallam seine Sachen paackt und ab nach Edinburgh.
Hurra - oder auch nicht - nun startet endlich die eigentliche Story des "Hallam Foe", der geld- und wohnungsloslos in Edinburgh nicht nur weiter seinem Hobby froehnt, sondern auch eine Frau kennengelernt hat, zu der er sich
Spoiler:
da sie aussieht wie seine Mutter!
besonders hingezogen fuehlt...
Nun ja. Was mach ich mit dem Film? Ein Blick auf die Filmliste des Regisseurs David Mackenzie offenbart, dass es nicht das erste Mal ist, dass ich mit seinen Machwerken so meine Probleme habe, war auch "Young Adam" schon so ein Film, der mich hin- und hergerissen hat - an den ich mich aber zumindest (gerade deswegen?) noch sehr gut erinnere, was ja auch eine beachtliche Leistung eines Filmes sein kann.
Schauspielerisch jedenfalls gibt es an "Hallam Foe" absolut nichts auszusetzen. Denn, auch wenn mir seine Rolle in der Darstellung einige Probleme machte, der einst kleine Junge Jamie Bell aus "Billy Elliot - I will dance", der ueber weitere (gelungene) Filme wie "Dear Wendy", "The Chumscrubber", "King Kong" ( Strunzi) und "Flags of Our Fathers" den Weg zu "Hallam Foe" fand, macht seine Sache nicht nur wirklich aussergewoehnlich gut, sondern zeigt auch die fuer die Rolle benoetigte Behutsamkeit in seinem Schauspiel und versteht es gekonnt, die entsprechenden Gefuehle seines Charakters ueber die Leinwand hinaus auf den Zuschauerraum zu vermitteln. Und auch der von Sophia Myles ("From Hell", "Underworld") verkoerperte weibliche Hauptdarsteller-Part versteht weit mehr zu praesentieren als nur optisch ansprechende Reize.
http://www.mblnews.de/movie/pics/rev7/Hallam-Foe_23.jpg Sophia Myles & Jamie Bell
Und solange - oder besser nachdem - der Film "Hallam Foe" sich um diese Romanze als Hauptthema seiner Erzaehlungen zu konzentrieren verstand, konnte mir "Hallam Foe" in der Tat mehr als nur gut zu gefallen verstehen.
Doch es gibt eben noch die andere Seite von "Hallam Foe": Der verstoerte Junge, mit dem ich mich ausserhalb der Beziehungs-Geschichte so ueberhaupt nicht identifizieren konnte und dessen Handlungsweisen mir nicht nur fremd, sondern nahezu schon abstossend erschienen! Denn es erfordert schon einen extrem starken Geduldsfaden, wenn der Kerl mehr oder minder ambitionslos sich Arten von Kriegsbemalung ins Gesicht schmiert und mit einem Bieberfell (?) ueber dem Kopf (nicht nur!) durch die schottischen U-Bahnen zu fahren versteht. Dies mag viele künstlerisch wertvoll angesprochen haben - mir ging nicht nur das Verhalten, sondern auch die mit dem Verhalten verschmolzene Geschichte in Art und Weise der Darstllung schlichtweg nur auf den Nerv!
Fazit: Ja, was mach ich nun mit "Hallam Foe"? Es war von ging mir ungeheuerlich auf die Nerven bis fantastisch Inszeniert wirklich alles dabei, was ein Film benoetigt um ein Wechselbad der Gefuehle auszuloesen. Herr Regisseur David Mackenzie scheint hier bei mir einfach immer den (falschen) Nerv zu treffen.
Schauspielerisch war "Hallam Foe" mehr als nur gelungen, die eigentliche Geschichte um die Romanze verstand mich zu begeistern und auch optisch konnte "Hallam Foe" einiges bieten. Nuechtern betrachtet gefiel er mir in seiner Gesamtheit doch wesentlich besser als "Shadowboxer", so dass ich "Hallam Foe" nicht nur wegen des mehr als gelungenen Endes eine 6/10 - auch in diesem Falle erstmal unter Vorbehalt - verleihen moechte...
+
* Schauspiel * Die Romanzen-Geschichte
-
* Die "andere" Geschichte * Der 'spinnende' Hallam Foe * etwas schleppend
http://www.getyourpeople.com/
Offizielle Beschreibung des Programmheftes, spoilert:
Spoiler:
Eine der ältesten Horrorstorys der Welt ist die Mär von der bösen Stiefmutter. Auch Hallam Foe glaubt, seine Mutter sei von ihrer eleganten, unterkühlten Nachfolgerin Verity ermordet worden. Fortan bespitzelt der Teenager die schöne Frau, aber auch alle anderen Bewohner des verwunschen wirkenden Dorfes in den schottischen Highlands, über dem das Herrenhaus der Foes aufragt. Als Hallam von seiner Widersacherin bloßgestellt wird, flieht er Hals über Kopf nach Edinburgh – und begegnet dort in der Hotelmanagerin Kate dem jungen Ebenbild seiner toten Mutter … Regisseur David Mackenzie zeigt ein sicheres Gespür für den Stoff, aus dem die Träume sind: Einfach mitreißend ist dieser Abenteuertrip eines jungen Ausreißers, faszinierend mühelos changiert das freche Szenario zwischen Murder Mystery mit Gothic-Touch und moderner Lovestory. Ein Film, der ganz tief im Zuschauer seinen Widerhall findet. Und der nach KING KONG und DEAR WENDY einmal mehr das Riesentalent von Jamie Bell offenbart. Nicht zuletzt ist HALLAM FOE aber auch eine Liebeserklärung an Edinburgh: Zeigte TRAINSPOTTING das verkommene Antlitz einer drogenüberfluteten, korrumpierten Stadt, so lässt Mackenzie seinen Ausnahmehelden mit einem tollem Soundtrack (Silberner Bär für die beste Filmmusik) leichtfüßig über ihre Dächer klettern.